Heute möchten wir uns mal dem Thema Kreditvergleich widmen. Was bis vor ein paar Jahren noch kaum nachgefragt war, hat sich mittlerweile komplett gewandelt.
Heute ist die Werbung voll von Anbietern im Ratenkreditbereich, die jeweils den günstigsten Kredit für sich beanspruchen. Dabei haben sich 2 Portale besonders hervorgetan, die mittlerweile jeder kennen dürfte. Und dabei ist es egal, ob man die Familie in der Werbung mag oder nicht, man kennt sie und bringt sie direkt mit dem Portal in Verbindung.
Warum ist ein Vergleich wichtig?
Schauen wir uns mal die Ratenkredite an, die man aktuell in der Schublade hat. Dazu fragen wir unseren Herrn Mustermann, was er aktuell an Zinsen zahlt. Er hat vor 2 Jahren einen Kredit über 84 Monate aufgenommen zu einem Zinssatz von 5,79%. Der Kreditbetrag war 20.000€, was eine monatliche Rate von 290,20€ bedeutet.
So weit so gut, oder?
Den Vertrag hat Herr Mustermann damals über seine Hausbank abgeschlossen. Das ging schnell und das Geld war innerhalb von ein paar Tagen auf seinem Konto. Laut Herrn Mustermann war auch alles ganz unkompliziert, da die Bank ja seine Einnahmen kennen würde und er ist ja auch schon lange Kunde da.
Kann man machen, muss man aber nicht!
Gucken wir uns die Aussagen mal im Einzelnen etwas genauer an.
“Das Geld war schnell auf dem Konto” Das ist mittlerweile eine normale Sache, da die Banken mit Zusage des Kredits den Betrag auszahlen. So spart man sich auf Bankenseite lästige Wiedervorlagen.
“Die Bank kennt meine Einnahmen” Aber auch bei der Hausbank muss man seine Abrechnungen mal vorzeigen. Und diese hat man meist ja auch in einem Ordner abgeheftet und auch Kontoauszüge hat man meist per Onlinebanking griffbereit.
Und was nun?
Herr Mustermann schaut bei seinem unabhängigen Versicherungs- und Finanzierungsmakler vorbei und erkundigt sich nach seinen Möglichkeiten.
Alles, was er dazu im Vorfeld benötigt (Kreditvertrag, 2 Abrechnungen), hat er dabei und die Daten sind schnell eingegeben. Sein Makler arbeitet mit Kreditplattformen zusammen und kann so die Kredite miteinander vergleichen. Denn auch hier gibt es Unterschiede zwischen den diversen Anbietern.
Grundsätzlich kann man die Anbieter in 2 Kategorien einordnen. Anbieter mit Festzins und Anbieter mit bonitätsabhängigem Zins. Was das genau ist schauen wir uns jetzt einmal näher an.
- Festzins: dieser Zinssatz ist bonitätsunabhängig und wird von Anfang an auch so ausgewiesen, wie er letztendlich im Vertrag steht
- Bonitätsabhängiger Zinssatz: hier wird der Zinssatz nach der Bonität berechnet. Je besser die Bonität ist, desto besser ist der Zinssatz. Umgekehrt gilt dies daher auch…
Quizfrage: Welcher Zins wird wohl immer vorangestellt?
Klar, ein Zinssatz mit 0,7% sieht immer toll aus und dürfte im Ranking oben dabei sein. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass ich diesen Zins auch bekomme?
Dazu muss man ins Kleingedruckte schauen. Die Anbieter der Kredite stellen natürlich den guten Zinssatz in den Vordergrund (jetzt nicht die große Überraschung). Bei bonitätsabhängigen Angeboten steht dann unter dem Zinssatz der Zusatz bis xx,xx%. Und dann noch der wichtige Zusatz: “2/3 aller angenommenen Kunden erhalten: x,xx% eff Jahreszins”
Der zwei/drittel Zins ist ein guter Indikator, in welche Richtung es wirklich geht.
Schauen wir uns das Ganze doch mal an einem konkreten Beispiel an.
Herr Mustermann möchte jetzt doch seinen Kredit umschulden. Er hat im Internet nachgeschaut und hat einen Anbieter gefunden, der 1,48% Zinsen für 84 Monate ausweist. Jetzt sitzt er bei seinem unabhängigen Versicherungs- und Finanzierungsmakler und fragt nach, ob es “noch günstiger geht”. Der Makler schaut sich das Angebot an und muss Herrn Mustermann auf eine nicht ganz so unwichtige Tatsache aufmerksam machen. Sie ahnen vielleicht schon, worauf es hinauslaufen wird.
Herr Mustermann hat den kleinen Zusatz „1,48% bis xx,xx%“ überlesen und auch dem Satz “2/3 aller angenommenen Kunden erhalten: “ hat er überlesen.
Zwar ist der 2/3 Zins immer noch gut am Markt, aber wenn man einen Anbieter mit einem Festzins nimmt, kann man auch dieses Angebot toppen!
Und noch etwas sollte man nicht verschweigen. Den endgültigen Zinssatz bekomme ich erst mitgeteilt, wenn ich den Kreditantrag abgeschickt habe. Über die Schnittstelle wird dann eine Schufaabfrage erstellt und dann erst gelangt der Datensatz zu dem Großrechner der jeweiligen Gesellschaft.
Wenn der Zinssatz dann bei dem 2/3 Zins bleibt, kann ich als Kunde ja noch damit leben. Doch was passiert, wenn der Zins dann doch wesentlich höher ausfällt, als ich gedacht habe? Nun dann habe ich neben dem hohen Zinssatz noch ein weiteres Problem. Ich habe eine Schufaabfrage in meiner persönlichen Schufadatei stehen. Klingt erstmal nicht dramatisch, oder?
Sagen wir es so, solange es bei dieser Abfrage bleibt, ist alles OK. Aber wenn ich als –sorry– Laie bei jedem Anbieter auf Beantragen klicke, dann wird es durchaus zu einem Problem. Denn jedes Mal kommt eine neue Anfrage dazu und das heißt nichts anderes, als dass die Schufa “denkt”, die Anfragen werden alle abgelehnt.
Dass Herr Mustermann nur einen Zinssatz wissen möchte, kann die Schufa ja nicht wissen und somit macht sich Herr Mustermann seine Schufa selber kaputt.
Fazit:
Was können wir daraus lernen? Nicht immer steckt hinter den Top-Zinsen auch wirkliche Top-Zinsen. Damit wollen wir partout nicht alle Internetbanken schlecht machen, ebenso wenig die Hausbanken.
ABER: es gilt wie bei Allem, genau hinschauen oder, noch besser, direkt zu seinem Makler des Vertrauens gehen und mit ihm die passenden Angebote filtern und besprechen.
Carsten Welke